Intensivpädagogisches Jugendwohnen (JuWo)
Insbesondere für ältere Jugendliche können familienähnliche Settings zu „eng“ sein und der Wunsch nach einer eigenständigen Lebensführung in einer „eigenen“ Wohnung hoch. Das Jugendwohnen ist eine stationäre Unterbringung und eine betreute Wohnform im trägereigenen Wohnraum ohne Übernachtbetreuung als Wohngemeinschaft und Einzelwohnen mit einem Betreuungsschlüssel von 1:2. Diese Betreuungsform erfordert das ausdrückliche Einverständnis der Personensorgeberechtigten Eltern und Vormünder.
Aufnahmealter / Zielgruppe
Jugendliche ab 16 J. und junge Erwachsene
- mit einer Vielfalt von negativen Erfahrungen, stark beeinträchtigten Lebensbedingungen sowie Beziehungsabbrüchen
- mit hohen Belastungsfaktoren
- mit Erfahrungen von Gewalt
- mit traumatisierenden Erfahrungen
- mit Beziehungs- und Bindungsthematiken
- die aufgrund einer psychischen Beeinträchtigung, bei gleichzeitigem Wunsch in die „eigene“ Wohnung zu ziehen, eine hohe Betreuungsdichte und häufige Anbindung brauchen
- die Eingliederungshilfe gem. §35a SGB VIII erhalten aufgrund ihrer seelischen Behinderung und deren Teilhabe am Leben in der Gesellschaft dadurch beeinträchtigt ist
- die vielleicht zum Teil schon alltagspraktische Tätigkeiten erlernt haben, aber eine intensive Betreuung benötigen, um eine zuvor erarbeitet Stabilität nicht zu gefährden
- die eine enge Anbindung an die Intensivpädagogische familienanaloge Kleingruppe (IFK) benötigen
Gesetzliche Grundlage
Wir bieten Hilfen zur Erziehung gemäß §§ 27 ff SGB VIII i.V.m. § 34, § 35a und § 41 SGB VIII an.
Personelle Ausgestaltung
Der Stellenanteil im Intensivpädagogischen JUWO wird, wenn der Jugendliche vorab in der IFK, bzw. SPLG gelebt hat, in der Regel teilweise durch einen Bezugsbetreuer und teilweise durch eine ergänzende Fachkraft von außen unterstützt. Die räumliche Nähe beim Einzelwohnen ist so gewählt, dass aufsuchende Kontakte durch die betreuenden Mitarbeiter, in der Regel auch für den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen, ohne längere Wegezeiten umsetzbar sind. Dies ermöglicht auch kurzfristige und sporadische Betreuungstermine und stellt die Grundlage für eine dem Bedarf angepasste unmittelbare und kontinuierliche Bezugsbetreuung dar. Insbesondere auch dann, wenn sich der Jugendliche oder junge Erwachsene dem Betreuungsangebot und erforderlichen Absprachen entziehen will, obwohl die Betreuungsintensität durch das Helfersystem angezeigt wird.
Die Bezugsbetreuung wird bei Bedarf durch weitere Mitarbeiter aus dem Team ergänzt (Vertretung, spezielle Angebote). Für Notfälle besteht eine Rufbereitschaft rund um die Uhr. Der Personalschlüssel im Intensivpädagogischen Jugendwohnen (JUWO) liegt bei 1:2.
Detailinfos
Räumlichkeiten und Umgebung
Die ARNE Kinder- und Jugendhilfe stellt bei Bedarf im Rahmen des Jugendwohnens eingerichtete Einzelwohnungen zur Verfügung. Alle Wohnungen befinden sich in gut erreichbaren und infrastrukturell gut angebundenen Umfeldern. Der Jugendliche kann, neben dem bestehendem Mobiliar, seinen Wohnraum selbst gestalten.
Die genaue Vorortbeschreibung und die spezifischen Gegebenheiten der Wohnung werden jeweils in einem Profil der Betreuungsstelle beschrieben.
Zielsetzung
Die primäre Zielsetzung besteht darin, dem im Intensivpädagogischen Jugendwohnen (JUWO) lebenden Jugendlichen individualpädagogisch, bedarfsgerechte, an der Persönlichkeit des Jugendlichen orientierte Hilfe und bezogen auf die mitgebrachten Belastungsfaktoren angemessene differenzierte Unterstützung anzubieten. Unser Ziel ist es, den uns anvertrauten Jugendlichen ein strukturiertes Setting, mit langfristigen und stabilen Rahmen zu bieten, in dem ihre Rechte auf Förderung, Entwicklung, Anbindung und Beziehung gewahrt werden, solange diese notwendig sind, damit die jungen Menschen zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen jungen Menschen heranreifen und ihren Platz im Leben finden. Voraussetzung ist, dass der Jugendliche bzw. junge Erwachsen die beschriebene Anbindung für seine soziale, emotionale und berufliche Weiterentwicklung benötigt und entsprechende Bedarfe aufweist. In diesem Sinne wird dieses Intensivpädagogische Angebot als differenziertes Jugendhilfeangebot verstanden.
Über dieses grundsätzliche Ziel hinaus, sehen wir unsere Aufgabe darin, differenzierte Jugendhilfe unter Einbezug aller Beteiligten (Jugendlicher, Herkunftssystem, wichtige Bezugspersonen, Jugendamt etc.) anzubieten. Über eine ressourcen- und lösungsorientierte individualpädagogische Arbeitsweise möchten wir den im JUWO lebenden jungen Menschen ermöglichen, zu einer selbstbewussten, eigenständigen und motivierten Persönlichkeit heranzuwachsen.
Unsere Zielsetzung lässt sich durch folgende Merkmale kennzeichnen:
– Ausrichtung: Hohe Flexibilität im pädagogischen Handeln
– Akzeptierende, wertschätzende und respektvolle Grundhaltung: Selbstwertempfinden und Autonomie der Jugendlichen
– Partizipation als Handlungsmaxime: Beteiligung an Entscheidungsprozessen stärkt die Selbstverantwortung und -wirksamkeit
– Ganzheitliche Bildung: Verbindung von alltäglichem Handeln, zielorientierter persönlicher Förderung und formaler Bildungsaspekte
– Ressourcenorientierung: Potentiale werden entwickelt, positive Selbsterfahrung entsteht
– Langfristige verlässliche Beziehungen bieten Stabilität
– In der Regel Begleitung bis hin zur Selbstständigkeit
Ausschlusskriterien
Nicht aufgenommen werden Jugendliche und junge Erwachsene, bei denen häufige Straffälligkeiten, Erfahrungen mit Tierquälerei, eine massive Drogenproblematik mit Beschaffungskriminalität vorliegen.
Jugendliche und junge Erwachsene mit massiven fremdaggressive Verhaltensweisen gegenüber gleichaltrigen oder jüngeren Jugendlichen können nur unter bestimmten Vorrausetzungen aufgenommen werden, die im Einzelnen besprochen werden müssen.
Jugendliche, die Impulsdurchbrüche und/oder selbstverletzendes Verhalten aufweisen, müssen zuvor eine regelhafte Anbindung an einen Kinder- und Jugendpsychiater vorweisen. Bei einer erfolgten Stabilisierung der Verhaltensweisen ist eine Aufnahme in das intensivpädagogische JUWO möglich.
Hier finden Sie infos zum Angebot der »Intensivpädagogischen familienanalogen Kleingruppe (IfK)«